In der Blogbeitragsserie über die verschiedenen Gartenstile habe ich Dir zusammen mit dem Bauerngarten den naturnahen Garten vorgestellt.
Seitdem habe ich mich noch mehr mit dem Thema Naturgarten beschäftigt und bin überzeugt, dass dies eine der besten Varianten einer Gartenanlage ist.
Im vergangenen Jahr hatte ich die Möglichkeit ein Grundstück zu übernehmen, das geradezu danach schreit, nach dem Prinzip eines Naturgartens gestaltet zu werden. Doch bis dahin ist der Weg noch weit.
Wenn Du magst, nehme ich Dich nun gerne mit auf den ersten Teil der Reise vom verwilderten Grundstück zum Naturgarten.
Das Grundstück liegt am Rande des Ortes am Hang und grenzt, nur durch einen Fußweg getrennt, an die Gärten der letzten Häuser eines Wohngebietes. Das Grundstück ist rechteckig und die Fläche beträgt ca. 1000 m². Die Ausrichtung ist Südosten und die Aussicht in Richtung Osten ist grandios.
Viel Vergnügen beim Blick über meinen Gartenzaun!
Ausgangssituation bei Übernahme des Gartens im April
Frisch den Schlüssel für Gartentor und Gartenhäuschen in der Hand, hat mich folgendes bei der Übergabe des Grundstücks erwartet:
- ca. 1 Drittel des Grundstücks war einigermaßen gepflegt
- das 2. Drittel des Grundstücks war komplett mit Brombeeren und wilder Clematis überwuchert
- das letzte Drittel besteht aus 10 Obstbäumen, die in der Vergangenheit gar nicht geschnitten bzw. durch den Schnitt völlig verhunzt wurden
- auf ca. 20 m² lag kniehoch Schnittgut. Mindestens aus den letzten 5 Jahren
- im unteren Bereich lag völlig planlos Restholz gefällter Bäume rum
- viel Wiese vorhanden, außer den Obstbäumen nur wenig blühendes, einige Thujen
- ein Teil des Grundstücks ist terrassiert, zwei Ebenen sind mit einer Natursteinmauer abgefangen
- ein Gerätehaus mit vorgelagerter Terrasse und Pergola und ein 1000 l Wasserfass sind vorhanden

Zwischenbilanz im Herbst
Mit tatkräftiger Unterstützung habe ich bis zum Saisonende erreicht, dass
- das kniehoch lagernde Schnittgut vom Grundstück auf den Häckselplatz wanderte
- das 2. Drittel von den Brombeeren befreit wurde und das Schnittgut auf den Häckselplatz landete
- eine Forsythie, ein Apfelbaum und eine WIldrose entdeckt wurden
- die zugewucherte Feuerstelle wieder nutzbar gemacht wurde (zu Halloween haben wir sie direkt eingewiehen)
- die Wiese einen regelmäßigen Schnitt erhalten hat
- der auf dem Grundstück gelagerte Sperrmüll korrekt entsorgt wurde
- 2 Benjeshecken entstanden sind
- die Obstbäume einen Sommerschnitt erhalten haben
- aus vorhandenen Haselnussruten ein Rankgerüst/Zaun entstanden ist samt Beetfläche davor
- erste Stauden und Blumenzwiebeln gesetzt wurden
- Sitzgelegenheit auf der Terrasse geschaffen wurde
- Arbeitsgeräte instand gesetzt bzw. erworben wurden

Zwischenziel im naturnahen Garten zum Sommer diesen Jahres
In der ersten Jahreshälfte haben wir geschafft:
- das erste Beet fertig anzulegen (mit Storchschnabel, Heuchera, Herbstanemone, Staudenclematis, Silberkerze, Großblütiger Ziest, Clematis, Waldmeister, Eisenhut, Funkie)
- ein zweites Staudenbeet anzulegen (mit Spanischen Gänseblümchen, Nachtviole, Wiesensalbei, Duftnessel, Pfingstrose, Bergminze, Katzenminze, Glockenblume, Wegwarte)
- Winterschnitt der Obstbäume zu erledigen
- diverse Stufen zu setzen
- die Forsythie zu entfernen
- ein Klohäuschen samt Komposttoilette zu bauen
- eine Vielzahl an Brombeeren auszubuddeln, so dass sie nicht mehr die Weltherrschaft übernehmen können
- 2. Rankgerüst/Zaun ist entstanden
- Anlage Gemüsegarten im Stil eines Bauerngartens begonnen
- Heidelbeeren und Erdbeeren gesetzt
- Hainbuchenhecke am Eingang gesetzt
- Weigelien um den Kirschbaum gesetzt, damit eine “Silent Island“ entsteht
- Felsenbirne gepflanzt
- Schaukel und Rutsche aufgebaut

Damit ging’s in die Sommerpause.
Was steht als nächstes an
Es sollen weitere blühende Beete entstehen, z.B. rund um die entdeckte Wildrose. Hier ist es sehr sonnig. Bei der Auswahl der Pflanzen werde ich also schauen, welche einheimischen und europäischen sonnenhungrigen Pflanzen es gibt.
Im oberen Teil ist es durch die bestehende Bepflanzung eher schattig. Dort soll ein Schattenbeet mit Felsenbirne, Waldgeißbart und Funkie angelegt werden. Ich erhoffe mir dadurch auch Arbeitserleichterung, da es eine abschüssige Fläche ist, an der das Mähen schwerfällt.
Absoluter Wunsch, da hier ausreichend Platz für ist: eine frei wachsende, blühende und duftende Hecke. Sie soll das Grundstück zum Nachbarn hin abschirmen.
Ein Wandelpfad soll entstehen, der durch den Großteil des Gartens führt und natürlich an den schönsten Ecken entlang wandelt. Da wird die Vorbereitung des Bodens die meiste Arbeit sein.
Außerdem müssen unbedingt einige notwendige bauliche Maßnahmen erledigt werden. Schauen wir mal, welche Überraschungen da auftauchen.
Meine Learnings aus dem 1. Jahr im Projekt naturnaher Garten
Solche Projekte lassen sich viel einfacher und mit mehr Freude gemeinsam realisieren. Jeder kann dabei seine Stärken, Kenntnisse und Zeit einbringen.
Die Erkenntnis kam schnell wieder: Mit der Natur gehts leichter als gegen sie.
Aber auch: Nach dem Brombeertrauma ist vor dem Schneckentrauma. Diese Wesen haben ja wirklich ihr Unwesen getrieben und ich brauche für nächstes Jahr definitiv einen besseren Plan.
Der Buchsbaumzünsler ist auch bei mir angekommen. Ob das das Aus der kleinen Buchshecke bedeutet, muss ich noch entscheiden. Nach einem Jahr weiß ich jetzt auch, was wann in welcher Farbe blüht. Und ja, gelb blühende Pflanzen dürfen nur bleiben, wenn sie ökologisch wertvoll sind. Neue gelbe werden jedoch nicht einziehen. Bei der Pflanzenauswahl ist neben dem richtigen Standort und dem Merkmal insektenfreundlich auch die Herkunft der Pflanze ein wichtiges Entscheidungskriterium.
Und zuletzt: Voller Körpereinsatz und hohes Durchhaltevermögen sind unerlässlich für so ein Projekt und es ist tatsächlich gar nicht so einfach, plastikfrei zu gärtnern.
Trotzdem freu ich mich auf die nächste Etappe dieses großen Gartenprojektes.
Was war Dein größtes Gartenprojekt und Deine Erfahrungen damit?
Ich freu mich, wenn Du mir in den Kommentaren davon berichtest!

